Die Geschichte von Fanny

Um Missvertändnissen vorzubeugen: „Fanny küssen“ ist nicht etwa eine Belohnung, sondern bedeutet, ein Spiel 13:0 zu verlieren.

Dieser Brauch stammt angeblich aus Savoyen. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg gab es im Café von Grand-Lemps eine Kellnerin namens Fanny. Der Legende nach durften Kunden, die beim Boulespiel verloren hatten, ohne auch nur einen einzigen Punkt erzielt zu haben, ihr zum Trost einen Kuss zu geben – einen auf jede Wange, wie es sich (ausserhalb der Schweiz) gehört.

Eines Tages ereilte auch den Bürgermeister von Grand-Lemps dieses Missgeschick, und er wollte sich ebenfalls von Fanny trösten lassen. Ob Fanny nun irgendetwas gegen ihn hatte oder ihn nur öffentlich blossstellen wollte, ist nicht bekannt. Jedenfalls stellte sie sich auf einen Stuhl, hob ihren Rock hoch und streckte dem Bürgermeister ihren Hintern entgegen! Der Bürgermeister wollte nicht kneifen (im übertragenen Sinn, versteht sich) und gab Fanny zwei herzhafte Küsse – auf den Hintern!

Da nicht immer eine Fanny zur Stelle ist, die bereitwillig ihren Hintern zur Verfügung stellt, ist es Sitte, überall dort wo Boule (Pétanque) gespielt wird, eine Fanny parat zu halten. Die unglücklichen Verlierer müssen dann in aller Öffentlichkeit eine Fanny in Form eines Gemäldes oder einer Skulptur küssen. So wurde aus dem einstigen Trost die schlimmste Strafe für jeden Boulisten!

Übrigens soll im Französischen der Ausdruck „être capot“ – was beim Kartenspiel so viel heisst wie „schwarz sein“ – von einem provenzialischen Ausdruck stammen, der nichts weiter bedeutet als – den Hintern küssen!

Aus: http://petanque.twoday.net